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24. Stammtisch in Höchst am 21. November 2013Artikel in echo-online:Von Mord, Folter und ArmutVortrag – Karl-Heinz Jungermann recherchiert in alten Kirchenbüchern und berichtet von seinen FundenKurioses
und Trauriges aus alten Kirchenbüchern servierte Karl-Heinz Jungermann
bei einem Vortrag in Höchst. Eingeladen hatte die Hessische
Familiengeschichtliche Vereinigung. HÖCHST. „Es
ist wie in den modernen Medien, die Nachrichten blieben meist negativer
Natur“, stellte Karl-Heinz Jungermann im Zuge seines Referates
„Kuriositäten aus dem Kirchenbuch“ fest. Er sprach am Donnerstag vor
den Mitgliedern der Hessischen Familiengeschichtlichen Vereinigung in
Höchst. Begrüßt wurden Jungermann und die Besucher von Heinrich Wolf,
dem Sprecher der Bezirksgruppe Odenwald. Tatsächlich
war das, was der Referent in seiner Auswahl aus den Kirchenbüchern
vorstellte, geprägt von den schweren Jahrhunderten im Odenwald, der
damaligen Armut, begleitet von hoher Kindersterblichkeit. Anhand
einer Zeichnung des damaligen Pfarrers entdeckte Jungermann die erste
urkundliche Erwähnung des berühmten Höchster Taufsteins. Am 16. Juni
1611 soll hierin erstmals ein Kind getauft worden sein, der Taufstein
ist somit über 400 Jahre alt. Ein
Eintrag in das Höchster Kirchenbuch von 1714 belegt die bittere Armut
damals: Am 16. Januar gebar die Frau eines Pottaschemachers in offener
Waldbehausung Drillinge. Während der dritte Sohn das Licht der Welt
erblickte, starb bereits der erste. Die Mutter starb kurz nach der
Geburt. Am 18. Januar wurde der ungetaufte Säugling begraben, einen Tag
später seine Mutter, ohne geistlichen Beistand. Ob es daran lag, dass
die Familie katholisch war oder die Kosten für einen Pfarrer zu hoch
waren, konnte Jungermann nur mutmaßen. Als Ort der dramatischen Geburt
vermutet er die Obrunnschlucht. Einen
negativen Eintrag in das Höchster Kirchenbuch heimste sich der genannte
Pottaschemacher ein, als er am 14. April des selben Jahres „eine
leichtfertige Dirne“ aus Umstadt ehelichte, ohne Mitteilung an den
Höchster Pfarrer. Die beiden Jungen, bis dahin in Patenschaft zweier
Höchster Geschäftsleute und von einer Hebamme versorgt, kamen zum
jungen Paar. Ein Tag nach der Hochzeit starb einer der kleinen Brüder,
wie seine Mutter wurde er ohne Pfarrer beerdigt. Einen
Höchster Mord entdeckte Jungermann im Kirchenbuch von 1782. Die Frau
des Zieglers Johann Jakob Rodenheimer habe wiederholt beim Pfarrer
Zuflucht vor den Schlägen ihres Mannes gesucht. Der dadurch erzürnte
Gatte habe umso mehr zugeschlagen, die etwa 50-Jährige sei ins Feld
geflüchtet und dort von ihrem Stiefsohn erschlagen worden. Der Ziegler
habe sich selbst angezeigt, der Sohn aus erster Ehe blieb flüchtig.
Laut Recherchen saß der Ziegler im „Stockhaus zu Breuberg“ ein. Die
meisten Gerichtsakten zu dem Fall, so Jungermann, seien leider nicht
mehr vorhanden. Wie aber spätere Recherchen außerhalb der Kirchenbücher
ergeben hätten, wurde aus Mord Totschlag und ist nicht erkennbar, ob
der Täter wirklich in Haft ging. Das alte Haus des Zieglers stehe heute
noch am Ziegelhüttenweg, der Mord müsse in einem der umliegenden Gärten
passiert sein. Grausam
die Geschichte einer Hinrichtung 1731: Eine unverheiratete junge Frau
wurde des Kindmords bezichtigt, nachdem die Leiche des Kindes im Acker
ihres Vaters gefunden wurde. Zweieinhalb Jahre lang habe die Frau den
Mord bestritten, sogar bei der „Folter ersten Grades“. Bei der „Folter
zweiten Grades“ habe sie gestanden. In diesem Zusammenhang wies der
Referent darauf hin, dass es sich bei den Höchster „Köpfsteinen“ auf
dem Galgenberg nicht um Hinrichtungssteine, sondern um Grundsteine für
den Galgenplatz handle. Die Frau sei auf dem Acker des Vaters per
Schwertschlag hingerichtet worden. Die letzten beiden Hinrichtungen
habe es 1812 bei Neustadt gegeben. Um
das Höchster Gasthaus „Zum Ochsen“ dreht sich ein weiterer
Kirchenbuchfund. 1681 ist der Wirt Leonard Wolff in Nieder-Roden
niedergestochen worden und vier Wochen später zu Hause den Verletzungen
erlegen. Am 14. August 1738 war einer seiner Söhne, Andreas, nach einer
Schussverletzung tot aufgefunden worden; doch habe er den Unfall selbst
verursacht. Das Gasthaus „Zum Ochsen“ sei fünf Generationen in
Familienbesitz gewesen, bis es Mitte des 19. Jahrhunderts versteigert
wurde. Über
Buchneuheiten informierte der Vorsitzende der Vereinigung, Wilhelm
Wurm, hierbei unterstützt von Andreas Stephan. Sitz der Vereinigung ist
das Staatsarchiv Darmstadt. „Wir können Interessierten nur helfen,
forschen muss jeder selbst“, erklärte Wurm. Die Tagungen dieser
Gruppierung finden rund zweimal im Monat mit verschiedenen Themen in
unterschiedlichen Bezirken statt. Mehr dazu im Internet: www.hfv-ev.de.
23. Stammtisch in Wersau am 22. August 2013
Stammtisch der HfV beim Gickelwirt
(Wersau) Mitorganisator Heiner Wolf begrüßte mehr als 40
Interessierte zum jüngsten Treffen der Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen
familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. (HfV) im Brensbacher Ortsteil Wersau.
Der Referent des Abends, Dr. Jens Trinkaus aus Mühltal, sprach über die
Herkunft und weite Verzweigung seiner Familie, den "Trinkaus aus dem
Odenwald". Erste Nennungen dieses Namens finden sich in Urkunden aus
dem 14. und 15. Jahrhundert. Zunächst noch Drinckuß geschrieben, so z.B. im
Zinsbuch der Herrschaft Breuberg aus dem Jahr 1426 (bearbeitet von Winfried
Wackerfuß, Breuberg-Neustadt 2004), findet er sich in Kirch-Brombach, Hembach
und Wallbach. Um 1480 taucht dann in Höchst i.Odw. das erste mal die heute noch
gültige Schreibweise Trinkaus auf. Mit Hummetroth im Zentrum breitet sich der
Odenwälder Zweig der Familie vor allem im mittleren Gersprenz- und oberen
Mümlingtal, sowie den angrenzenden Höhen aus. Derzeit (2012) existieren im
Odenwaldkreis 13 Telefonanschlüsse auf dem Namen Trinkaus, Bundesweit sind es
368. Beispielhaft skizzierte Dr. Trinkaus dann die Schicksale
seiner näheren und weiteren Verwandtschaft. So brachte der Unglücksfall des
Tagelöhners Joh. Georg Trinkaus (1813-57) aus Reichelsheim seine Familie nur
scheinbar in eine ausweglose Situation. Im Winter 1857 machte sich dieser
nämlich auf, in den angrenzenden Wälder Kiefersamen zu brechen. Im sogenannten "Buch" in der Nähe seines
Heimatortes, brach dabei der Ast auf dem er stand und Joh. Georg Trinkaus
stürzte in den sicheren Tod. Zuhause waren 5 z.T. unmündige Söhne, denen ohne
das spärliche Einkommen des Vaters schlussendlich nur die Auswanderung nach
Amerika blieb. Gemeinsam mit ihrer Mutter reisten sie um die 1860er Jahre nach
New York und konnten sich dort eine Zukunft aufbauen. So konnte beispielsweise
einer der Söhne mit Namen Adam eine eigene Bäckerei eröffnen und bot schon bald
feinste deutsche Backwaren in seiner neuen Heimat New York an. In einer weiteren Auswanderergeschichte berichtete
Referent Trinkaus von der "Kloschder-Elß", Maria Elisabeth
(1826-1908), die Tochter des Fränkisch-Crumbacher Lebkuchenbäckers Joh. Peter
Trinkaus (1804-75) aus der Klostergasse. Sie wanderte 1849 nach Amerika aus und
lernte dort den Militärmusiker John Antonio Sousa (1824-92) kennen, der aus
Sevilla (Spanien) nach Amerika eingewandert war. Ihr gemeinsamer
Sohn John Philip Sousa (1854-1932) trat in die Fußstapfen seines Vaters und ist
heute noch bekannt als Dirigent und Komponist von Marschmusik und Operetten.
Seine Kompositionen sind weltweit immer noch populär. So gilt sein Marsch
"Stars and Stripes Forever" von 1897 als eine Art zweite
Nationalhymne der USA. Er wurde am 1987 von US-Präsident Ronald Reagan auf
Beschluss des Kongresses zum amerikanischen Nationalmarsch erklärt. Auch regte John Philip Sousa die Herstellung einer
neuartigen Tuba an, die ihm zu ehren den Namen "Sousaphon" erhielt.
Auf diese Weise wurde die neuere Geschichte Amerikas, wie auch die Musikwelt
insgesamt, mit Fränkisch-Crumbach und der Odenwälder Sippe Trinkaus verbunden
und durch sie bereichert. Im Anschluss stand der Referent den Anwesenden mit seiner
Erfahrung Rede und Antwort und auch der Austausch zwischen den
Familienforschern kam nicht zu kurz. Nähere Informationen rund um die
Familienforschung sind zu finden auf der Homepage der Bezirksgruppe unter http://ourewald.de/stammtisch/index.htm
Text und Foto: Holger Weber
22. Stammtisch in Reußenkreuz am 24. Mai 2013
Stammtisch der HfV im Waldgasthof Reußenkreuz
(Obersensbach)
Mitorganisator Heiner Wolf begrüßte mehr als 25 Interessierte zum
jüngsten Stammtisch der Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen
familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. (HfV) im Waldgasthof
"Reußenkreuz". Die
Referenten des Abends, Inge Groß und der Sensbachtaler Altbürgermeister
Manfred Heiss, stellten den Anwesenden die Arbeit des "Heimat- und
Geschichtsvereins Oberzent e.V." vor. Zunächst
ging Manfred Heiss auf die Historie des Veranstaltungsortes ein. Der
Wohnplatz Reußenkreuz, früher auch "Reisenkreuz" geschrieben, liegt an
einem schon von Alters her begangenen Passweg vom Mümling- ins Ittertal
und weiter dem Neckar zu. Von 1761 bis 66 erbaute sich hier, auf der
damals unbewaldeten Krähberg-Höhe, Graf Albert von Erbach-Fürstenau ein
Jagdschloss. Dieses wurde zunächst hauptsächlich von seinem älteren
Bruder Ludwig II. Friedrich bewohnt, welcher aufgrund einer nicht
standesgemäßen Ehe auf sein Erstgeborenenrecht verzichtet hatte. Später
war das Schloss vor allem Sommer- und Witwensitz der gräflichen Familie
Erbach-Fürstenau. In letzten Jahren umfassend saniert, beherbergt es
heute das bekannte Architektur- und Beratungsbüro von Ottfried Rau. Der
Waldgasthof "Reußenkreuz" selbst, ging aus einem Forsthaus hervor. Hier
hatte zunächst Förster Schwöbel eine Gaststube mit Bierausschank
eingerichtet und diese "Zum Auerhahn" genannt. 1935 übernahm die
heutige Besitzerfamilie Kroll das Haus und benannte es in "Reußenkreuz"
um. 4 Generationen dieser Gastwirts-Familie haben nunmehr diesem weit
über die Oberzent hinaus bekannten Gasthof ihren Stempel aufgedrückt
und es zu einer ersten Adresse für gehobene lokale Küche gemacht. Inge
Groß stellte anschließend das "Museum der Oberzent" in Beerfelden vor.
Im Volksmund das „Schwartz´sche Haus“ genannt, wurde das nach dem
großen Beerfelder Brand im Jahre 1810 gebaute Anwesen durch die Stadt
Beerfelden erworben und dem "Heimat- und Geschichtsverein Oberzent e.
V." im Jahr 1992 für die Einrichtung eines Museum überlassen. Bei ihrem
virtuellen Rundgang machte Referentin Groß auf die vielfältige
Ausstattung der mit viel Liebe zum Detail hergerichteten Zimmer
aufmerksam. So ist neben der "Ourewäller Gudd Stubb", einer
Schusterwerkstatt oder Exponaten zur Auswanderung, auch ein kompletter
Kaufmannsladen aus der Zeit der Jahrhundertwende (19./ 20. Jhd.) zu
sehen. Ein großes Wirkungsfeld des regen Vereins ist aber neben dem
Museum auch die Auswertung und Digitalisierung der Kirchenbücher des
Kirchspiels Beerfelden, welche im Jahr 1678 beginnen. In vielen
ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden bereits über 123.000 Personendaten
erfasst und so für die Nachwelt lesbar archiviert. Weiterhin arbeitet
der Verein auch an der Erfassung der Geschichte der jüdischen Einwohner
Beerfeldens und unterstützt die Ev. Gemeinden in Güttersbach und
Rothenberg bei der Archivierung deren Kirchenbuchdaten. "Hier wurde und
wird ein für die Familien- und Heimatforschung unvergleichlicher Schatz
gehoben", so charakterisierte der Vorsitzende der Hessischen
familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. (HfV), Herr Wilhelm Wurm, die
Arbeit es Vereins und sprach den beiden Rednern stellvertretend seinen
Dank für diese Arbeit aus. Im
Anschluss standen die Referenten den Anwesenden mit ihren Erfahrungen
Rede und Antwort und auch der Austausch zwischen den Familienforschern
kam nicht zu kurz. Nähere Informationen rund um die Familienforschung
sind zu finden auf der Homepage der Bezirksgruppe unter
http://ourewald.de/stammtisch/index.htm Text und Foto: Holger Weber
So erschien de Artikel im >>Echo online
21. Stammtisch in Ober-Gersprenz am 21. Februar 2013
1000 Jahre Gersprenz aus der Sicht der Familienforschung
(Gersprenz) Mitorganisator Heiner Wolf begrüßte mehr als 25 Interessierte zum jüngsten Stammtisch der Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. (HfV) im Reichelsheimer Ortsteil Gersprenz. Die Referenten des Abends, Georg Kaffenberger und seine Tochter Ellen, nahmen die Anwesenden mit auf eine Reise in die 1000jährige Geschichte des Versammlungsortes. Bereits 786 nennt der Lorscher Codex eine Äbtissin Abate mit Besitzungen im Gersprenztal, aber erst 1012 wird der Ort Gersprenz im Lorscher Wildbann erwähnt. Besonders deutlich wurden während des Vortrages die engen Beziehungen zwischen der Heimat- und der Familienforschung. Dies machten die Referenten deutlich anhand zweier ortsprägenden Persönlichkeiten von Ober- und Untergersprenz.Zunächst blickte Kaffenberger auf einen Zeitgenossen des 30jährigen Krieges. Der größte Teil der Gersprenzer Bevölkerung war durch die Pest verstorben, Gersprenz an einem Wendepunkt seiner Geschichte angekommen. In dieser Situation übernahm 1642 Leonhard Treusch (1610-1690), der Stammvater der noch heute existierenden Gersprenztaler Sippe, das wichtige Amt des Schultheißen in Untergersprenz. Treusch war ein Kind dieser unruhigen Zeiten und schaffte es trotz Not und Kriegswirren das väterliche Gut durch Zukauf einer halben Hube im Jahr 1648 zu vergrößern. Dies war nur mit Willensstärke zu stemmen und so war es nicht verwunderlich, dass Leonhard Treusch auch ein strenger Schultheiß für seine dörfliche Gemeinschaft war. Er forderte mit Nachdruck die Abgaben seines Landesherren bei der Ortsbevölkerung ein und erregte so oft den Unmut seiner Mitbürger. Dies gipfelte schließlich in einem Amtsenthebungsverfahren, da man Treusch nachweisen konnte, dass er den Weinzins nicht ordnungsgemäß entrichtet hatte. Doch er wendete auch hier das vermeintliche Ende zu einem neuen Anfang: 1661 kaufte er ein verlassenes Gut in Ober-Hiltersklingen und wurde ob seiner Verdienste um die Wiederbesiedelung dieses öd gefallenen Ortes abermals zum Schultheiß ernannt.Eine wichtige Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts war Heinrich Bardonner (1802-1869). Der aus Birkert stammende Tagelöhner und Schindelmacher erbaute sich 1823 auf Obergersprenzer Gemarkung am Weg zu den Vier-Stöcken ein Haus und wurde so zum Gründer des Weiler Hutwiese. Viel Glück war ihm in seinem neuen Wohnplatz jedoch nicht beschieden, denn bereits 8 Jahre später musste er wegen drückender Schuldenlast sein Haus veräußern und suchte sein Glück mit Ehefrau und Kind in der Neuen Welt. Dort fand er seine Heimat in Arcadia im US-Bundesstaat Indiana und wurde auf dem Emanuel Lutheran Cemetery bestattet. Sein heute noch existierendes Grabdenkmal zeigt, dass er das Elend seiner Herkunft überwunden und zu bescheidenem Wohlstand gelangt war (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=25362208).Im Anschluss standen die Referenten den Anwesenden mit ihren Erfahrungen Rede und Antwort und auch der Austausch zwischen den Familienforschern kam nicht zu kurz. Nähere Informationen rund um die Familienforschung sind zu finden auf der Homepage der Bezirksgruppe unter http://ourewald.de/stammtisch/ Text und Foto: Holger Weber
20. Stammtisch am Rodenstein am 15. November 2012
Vom Butterliesje, Kreisrats und anderen Eberbachern
„Im finstersten Eck des Odenwaldes – wo die Wildweibchen
hausen und das Wilde Heer des Rodensteiners seine Heimat hat begrüße ich Sie zu
unserem 20. Stammtisch.“ Mit diesen Worten begrüße der Heiner Wolf die 30 Gäste
der Bezirksgruppe Odenwald des HfV.
Zumindest die Auswärtigen, welche von Fränkisch-Crumbach aus
zum Hofgut Rodenstein am Fuße der Burgruine Rodenstein diese langen
unbeleuchteten Straße führen und von leuchtet roten Augen der Kühe beobachtet
wurden konnten dem zustimmen.
In der Gaststube des Hofgutes erwartete die Gäste ein
heimeliges Kaminfeuer und viele gute Gespräche mit altbekannten und neuen
Interessierten an der Familiengeschichte im Odenwald.
Das benachbarte Eberbach begeht dieses Jahr seine 1000
Jahr-Feier und aus diesem Anlass stellte der Buchautor Andreas Uhrig in einem
interessanten bebilderten Vortrag alle Höfe des Weilers und deren Familien vor.
Herr Uhrig wohnt mit seiner Familie in „Nicklasse“, Teil des einstigen
„Götze-Gut“ und hat bei allen Eberbacher Einwohnern nach alten Bildern und
Unterlagen geforscht und damit das Jubiläumsbuch von Frau Erika Hörr „1012-2012
Eberbach“ illustriert, zu dessen Erstellung er wesentlich beitrug.
Mit viel Witz stellte er die Entwicklung aus den ursprünglichen
Höfen hin zu dem heutigen Weiler dar und
vergaß dabei auch nicht die letzte Geburt und den letzten Sterbefall. Er
erzähle, wie aus einer scherzhaften Äußerung der Hofname „Kreisrats“ wurde. Als
Johann Adam Friedrich, der das Haus 1799 erbaute, seinerzeit zum Beigeordneten
von Eberbach gewählt werden sollte, weil er des Lesens und Schreibens kundig
war, gerne Spaß machte und solchen auch vertrug, da sagte er zu den Männern,
die ihn vorgeschlagen haben: „Do macht mich doch lieber glei´ zum Kreisrat, des
ist doch was ganz anners!“ Einstimmig wurde ihm darauf der Ehrentitel
„Kreisrat“ verliehen. Foto: Herbert Koschorrek
Für Belustigung sorgte auch die Geschichte von Elisabeth
Niebel. Elisabeth wurde auch das „Butterliesje“genannt, weil sie auf den Höfen
von Erlau und Eberbach, der „Höllerheck“ und „Wasserloch“ Butter einsammelte,
diese weiterverarbeitete um sie dann auf dem Markt in Darmstadt zu verkaufen.
Das Butterliesje ging von Alters her alle Wege bis zum Markt nach Darmstadt zu Fuß. Nachdem 1887 die Bahn ihren Betrieb
aufgenommen hatte, nutzte Liesje zur Erleichterung ab und zu die nicht allzu
rasante Fahrt . Einmal aber, der Zug hielt an der Station Nieder-Kainsbach –
Fränkisch-Crumbach und der Lokführer wartete aufs Weiterfahren, marschierte
Liesje strammen Schrittes vorbei. Der Lokführer stand am Fenster und rief: „Ei
Liesje, steigste net oi?“, worauf Liesje antwortete: „Nao, nao, heit häww ichs
eilig!“.
Auch im Jahre 2013 wird es wieder vier
Stammtische geben. Der nächste am 21. Februar im Landgasthof "Zum Reichenberg"
in Ober-Gersprenz. Thema wird sein 1000 Jahre Ober-Gersprenz von Herrn Georg
Kaffenberger. Andreas Stephan, Otzberg So erschien de Artikel im >>Echo online
19. Stammtisch in Reinheim am 16. August 2012
„Casperschs“, „Reschmetzjers“, „Woachtmaasters“,
„Bumpephilipp“ und andere „Ounome“ von Reinheim sorgten für
Erinnerung und Schmunzeln
"Reinheimer Bürger und ihre Haus-
und Spitznamen“, das war das Thema des 19. Stammtischs der
Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen familiengeschichtlichen
Vereinigung e.V.
Im Saal der Gaststätte "Zum
kühlen Grund" in Reinheim, dessen Einrichtung und Ausschmückung
die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts aufleben lässt, trafen sich 25
Interessierte aus Nah und Fern zu ihrem Familienforscher-Stammtisch.
Begonnen wurde dieser Abend von dem
bekannte Heimat- und Familienforscher Studienrat i.R. Klaus-Peter
Hölzer mit einem Referat über die Reinheimer Bürger und ihre
„Ounomen“ (Unnamen). Nicht nur für die eingesessenen Reinheimer
war das ein interessanter und kurzweiliger Vortrag. Früher wurden
sehr oft Haus- und Spitznamen gebraucht – eine Sitte, die leider am
Aussterben ist. Sie dienten zur eindeutigen Bezeichnung der Menschen
in einem Ort, in dem Namen wie Bernius, Dehn oder Stuhlinger sehr
häufig vorkamen. So waren es die Berufe etwa bei „Metzjers“,
„Briefs“ (von Briefträger) oder „Woachmaasters“ oder auch
der Wohnort „am Rech“ „an der Bäch“, oft auch in
Kombination, Namensgeber für Generationen. Aber auch Eigenheiten
führten zu Spitznamen, die besser nicht wiedergeben werden, da sie
immer wieder zu erbitterten Streitigkeiten und Anklagen führten.
So ist von einem Angeklagten
überliefert, dass er nach seiner Veruteilung vor dem Schiedsgericht
sagte: „Des nehm isch nit zurick, ich muss ja sowieso zahle.“
Auch manche Frau blieb über
Generationen im Gedächtnis der Einheimischen, wie die „Lenegret“
oder die „Elektrisch Babet“
Neben den „Ounome“ erfuhren die
Zuhörer vieles über die weitverzweigte Familie Bernius, von der
Herr Hölzer über 14 Generationen die mehr als 1600 Nachfahren des
Stammvater Lorenz Bernius in aller Welt zusammengetragen hat. Aus der
über Generationen in Reinheim ansässigen Familie Kopp ging der
Gründer der Heinrich Kopp GmbH hervor, deren Produkte heute noch in
jedem Elektromarkt zu finden sind – wenn die Firma auch nicht mehr
in Familienbesitz ist.
Weiter referierte Herr Hölzer über
die Familien Stuhlinger und Dehn mit weltweiten Verzweigungen.
Überhaupt sind die Auswanderer ein besonderes Steckenpferd von ihm,
was ihn auch zu zahlreichen Reisen nach Amerika veranlasste.
Heiner Wolf, der Sprecher der
Bezirksgruppe bedankte sich im Namen aller für den kurzweiligen
Vortrag mit einem Präsent und leitete mit kurzen Bekanntmachungen
zur gemütlichen Runde über.
Noch viele Stunden setzten sich die
Anwesenden in Grüppchen zusammen und tauschten Neuigkeiten aus,
bevor sie im lauen Hauch eines schönen Sommerabends den Heimweg
antraten.
Andreas Stephan, Otzberg
18. Stammtisch in Vielbrunn am 24. Mai 2012
"1000 Jahre Vielbrunn aus der Sicht der Familienforschung"
Mitorganisator Heiner Wolf
begrüßte mehr als 25 Interessierte zum jüngsten Stammtisch der
Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen familiengeschichtlichen
Vereinigung e.V. (HfV) im Michelstädter Höhenstadtteil Vielbrunn. Sein
besonderer Gruß galt Wilhelm Wurm, der Vorsitzenden der HfV. Anlass
gerade hier dieses Treffen abzuhalten waren die Feierlichkeiten zur
1000jährigen Ersterwähnung des Ortes, die in diesem Jahr begangen
werden. So stimmte denn auch gleich der erste Referent, Heimatforscher
Norbert Allmann, die Anwesenden auf dieses gewichtige Ereignis ein.
Grundlage für die Feier des Jubiläumsjahres waren die jahrelangen
Forschungen, die Allmann, gemeinsam mit dem ebenfalls ortsansässigen
Forscher Josef Forster, in mehr als 30 Jahren betrieben hatte und der
daraus resultierende Wunsch, die älteste Erwähnung Vielbrunns ausfindig
zu machen. Vorschub leistete hierbei auch der Evangelische Pfarrer von
Vielbrunn, Micha-Steffen Stracke, der sogar von der Kanzel herab die
Frage nach dem Alter des Dorfes stellte. Schlussendlich konnte mit der
Erwähnung in den Amorbacher Traditionsnotizen und der Bestätigung durch
das Hessische Staatsarchiv in Darmstadt, das Jahr 1012 als ältestes
Datum ausgemacht werden. Im Zuge der Vorbereitungen zu den
Feierlichkeiten wurde Norbert Allmann von der Stadt Michelstadt, dem
Ortsbeirat Vielbrunn und dem örtlichen Heimat- und Touristikverein
gebeten ein Heimatbuch anzufertigen. Auch hier kamen ihm seine
langjährigen Forschungen zu gute. So kann er nun, nach 1 1/2 Jahren
intensivster Arbeit, ein Werk vorlegen, dass in der langen Reihe
heimatgeschichtlicher Literatur nicht zu verstecken brauch. Auf fast
500 Seiten beleuchtet Allmann die Historie seines Heimatdorfes von
allen nur erdenklichen Seiten und schlägt gekonnt den Bogen über die
Vergangenen 1000 Jahre hinweg. Offiziell vorgestellt wird das
Heimatbuch, welches in der Rathaus- und Museumsreihe der Stadt
Michelstadt erscheint, während des Dorffestes zu Jubiläum am 16. und
17. Juni diesen Jahres. Der Verkauf läuft bereits. Als
zweiter Referent sprach Holger Weber, Familienforscher aus Vielbrunn
(HfV), über die Herkunft alteingesessener Vielbrunner Familien. So
waren insbesondere das 17. und das 18. Jahrhundert Zeiten von Zuzug und
Wachstum des Dorfes, während im 19. Jahrhundert durch Wegfall der
Lebensgrundlage und schlechte Ernten bedingt, ein großer Teil der
jüngeren Bevölkerung sein Heil in der Auswanderung nach Amerika suchte.
An vielen Beispielen zeigte Weber die unterschiedlichen Beweggründe
auf, die Menschen aus Nah und Fern nach Vielbrunn zogen, um sich hier
eine neue Existenz aufzubauen. Z.B. wechselten der Schweinehirte Joh.
Michael Heckler (1753-1791) aus Neudorf, der Michelstädter
Bäckermeister Georg Christian Deitrich (1685-1753) oder der Leineweber
Bernhard Riedel (1687-1736) aus Bockenrod ihren Wohnort, um sich in
Vielbrunn eine neue Existenz aufzubauen. Sie trafen hier auf die schon
lange ansässigen Familien Hammann, Berres, oder Eckert, die meist als
Ackermänner (Kleinbauern) oder Handwerker ihr auskommen fanden. Eine
große Zahl an Einwohnern Vielbrunns verdingten sich jedoch auch als
Tagelöhner in den fürstlichen Wäldern oder am nahen Main. So ließen
sich z.B. Joh. Georg Ballmert (1687-1741) aus Rippberg und der
umherziehende Geschirrhändler Johannes Seemann (1766-1830) aus
Affhöllerbach hier nieder. Aber es waren dann doch vor allem die
Handwerker, wie der Müller und Reifschneider Andreas Weyrich
(1627-1708) aus Glasofen bei Marktheidenfeld oder der Maurer Georgius
Mengler (1681-1714) von Wilsingen auf der Schwäbischen Alp, die weite
Entfernungen überbrückten und der Nachkommen noch heute in Vielbrunn
ansässig sind. Im Anschluss
standen die Referenten den Anwesenden mit ihren Erfahrungen Rede und
Antwort und auch der Austausch zwischen den Familienforschern kam nicht
zu kurz. Text und Foto: Holger Weber
17. Stammtisch in
Klein-Gumpen am 17. Februar 2012
Familienforscher über einen Odenwälder, der
in die USA auswanderte
Wer
auf seinem Dachboden oder Keller einmal eine Kiste entdecken sollte mit
alten Briefen, sollte sie auf keinen Fall einfach wegwerfen, empfiehlt
Familienforscher Ulrich Kirschnick aus Brandau. Sie könnten sich als
spannende Zeugnisse einer vergangenen Zeit und damit als wertvolle
Dokumente erweisen.
Robert Müller, ehemaliger Bürgermeister von Seeheim-Jugenheim,
beispielsweise fand im Nachlass seiner Mutter ein Bündel von 39
Briefen, geschrieben von dem 1843 in Klein-Gumpen geborenen Georg Götz.
Als zweiter Sohn aus zweiter Ehe seines Vaters hatte er wenig Chancen,
den elterlichen Bauernhof zu übernehmen, und wanderte daher 1866
zusammen mit seiner damaligen Verlobten, der Elisabethe Weidmann aus
Winterkasten und ihrem gemeinsamen Sohn Georg Philipp nach Amerika aus.
Vom neuen Kontinent schreibt der Odenwälder regelmäßig an seine Familie
und berichtet, wie er es, mit viel Fleiß und harter Arbeit im Lauf der
Jahrzehnte schafft, zum größten Landbesitzer von Mount Carrol, einer
Kleinstadt im nordamerikanischen Bundesstaat Illinois, aufzusteigen.
Illinois liegt im mittleren Westen der Staaten, grenzt im Nordosten an
den Michigansee.
Gesammelt und sorgfältig verwahrt wurden diese Briefe von der
Halbschwester des Auswanderers, der 1854 geborenen Anna Eva Götz, die
später einen Peter Weimar aus Neunkirchen heiratete. Aus dieser Linie
stammt auch die Mutter des früheren Seeheimer Verwaltungschefs.
Herausgefunden hat dies der in der Region als Autor von
Orts-Familienbüchern bekannte Genealoge Kirschnick, der sogleich
fasziniert war, denn „so viele Briefe von einer einzigen Person“ zu
haben, sei „nicht gerade häufig“. Er bearbeitete die Manuskripte und
schaffte es, fast alle darin genannten Personen einem familiären
Geflecht zuzuordnen. So erfährt der Leser viel über Leben und
Wohlergehen zahlreicher Verwandter, Nachbarn und Bekannten der Familie
Götz sowohl im Odenwald als auch in mehreren Staaten der USA. Der
Odenwälder Stammtisch der Hessischen familiengeschichtlichen
Vereinigung (HfV) lud den Forscher zu einem Vortragsabend in
Klein-Gumpen ein. Rund dreißig Gäste kamen. Kirschnick las die
interessantesten Stellen der Briefe vor, ergänzte die Berichte mit
Fotografien und Familienstammbäumen.
Irgendwo haben der Georg und seine Elisabethe geheiratet, berichtet
Kirschnick, denn bei der Ankunft in New York war die kleine Familie
bereits voll legalisiert. Bereits ein Jahr darauf startete Götz in die
Selbstständigkeit. Zunächst waren es nur achtzig „acres“ Land, die er
für 1900 Dollar erwerben konnte (ein American Acre entspricht rund 4000
Quadratmeter). In einem Brief von 1881 heißt es dann: „Jetzt ist meine
Bauerei dreihundert Aker oder 480 deutsche Morgen.“
In fast allen Briefen berichtet Götz über seine Landwirtschaft, über
Feldbestellung, Bearbeitung und Ernte. Nicht nur seine Flächen werden
größer; auch die Familie und der Viehbestand. Das Leben in Amerika
findet er wunderbar, auch die Chancen, die dieses Land ihm bietet:
„Wehr in Amerika fleißig ist, dem geht’s gut, und wer sparsam ist, der
wird reich, wenn er nicht durch Unglück heimgesucht wird.“
Geldbeträge tauchen immer wieder auf in seinen Briefen: wie viel er der
Magd gezahlt hat, wie viel der Doktor genommen hat, als eine
befreundete Familie am Nervenfieber erkrankte, oder was er selbst an
Einnahmen beim Verkauf der Ernte erzielte. Im Dezember 1880 kann er mit
seiner Familie sogar in eine neu gebaute Hofreite umziehen, die ihn
dreitausend Dollar kostet. Doch kurz vor dem Umzug brennt sein altes
Haus nieder. Doppeltes Pech: „Weil ich ein neues Haus baute, ließ ich
das Alte nicht mehr versichern“, gesteht er ein. Zwei Jahre später ist
der Kummer vergessen, und er lässt sich von seinen Verwandten in
Klein-Gumpen über hundert Odenwälder Obstbäumchen schicken, damit er
einen „jungen Baumgarten“ anlegen kann.
Als seine Brüder verstorben sind, adressiert Georg Götz seine
Korrespondenz an Philipp Ripper II. in Klein-Gumpen, der mit einer
Nichte des Briefschreibers verheiratet ist. Götz selbst stirbt im
Januar 1913. (Odenwälder Echo vom 21.2.2012)
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