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Hessische familiengeschichtliche Vereinigung e. V.

Stammtisch der Bezirksgruppe Odenwald


 Odenwald

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32. Stammtisch in Kröckelbach am 12. November 2015

„Ike“ hat keine Wurzeln im Odenwald

Von Doris Strohmenger

GESCHICHTE Am Stammtisch der Familienforscher geht es um Verwandtschaften zu Prominenten

FÜRTH - Manche freut’s, andere ärgert’s: Ludwig Knapp und Manfred Bräuer räumten beim Odenwälder Stammtisch der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung (HfV) mit liebgewordenen Verwandtschaften zu „Prominenten im Odenwald“ auf.

Der Ausflug in die Vergangenheit interessiert trotz sperriger Daten: Bereits 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn war kaum noch ein Sitzplatz im Nebenzimmer des Gasthauses „Zur Waldeslust“ in Kröckelbach zu ergattern. Viele Fürther waren wohl auch deshalb gekommen, weil Knapp zunächst die Vergangenheit des 1100 erstmals erwähnten Fürther Ortsteils beleuchtete. Von den acht Hubengütern (mit jeweils zehn bis 20 Bewohnern) bestehen nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch fünfeinhalb. Erst 1828 erreicht die Einwohnerzahl – wie auch in den anderen Odenwalddörfern – mit 110 Menschen wieder das Niveau wie vor dem großen Krieg.

Verkleisterungen hier wie dort

Interessant waren besonders die teilweise 100 Jahre alten Fotos von Kröckelbacher Anwesen und deren Veränderungen. Häufig sind die in die Eichenbalken über der Eingangstür eingeritzten Jahreszahlen und die Namen der Erbauer unter dicken Farbschichten verborgen und kaum noch zu entziffern.

Einige Verkleisterungen abtragen müssen auch alle – vor allem US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln –, denen die Verwandtschaft zu „Ike“, Dwight D. Eisenhower, lieb geworden ist. Die Vorfahren des 34. Präsidenten der USA stammen zweifelsfrei aus Deutschland. Hans Nikolaus Eisenhauer, seine Frau Anna Margaretha, geborene Strubel, und seine vier Kinder erreichten 1741 nach strapaziöser dreimonatiger Schiffsreise Philadelphia. Da die Familiennamen Eisenhauer und Strubel im Odenwald häufig vorkommen – ein Forscher entdeckt sogar eine „verblüffende Gesichtsähnlichkeit“ des Präsidenten mit in Weschnitz lebenden Eisenhauers –, wurden „Ikes“ Vorfahren in den fünfziger Jahren kurzerhand in der Region verortet. Untermauert wurde dies mit einem Eintrag, nach dem ein Hans Peter Eisenhauer mit seiner Frau Anna Katharina 1689 von Eiterbach nach Wald-Michelbach flüchtete und dort einen Sohn taufen ließ.

Recherchen in den sechziger Jahren ergaben jedoch, dass der Vater des ersten Auswanderers Johann Friedrich hieß und bei Forbach im Saarland lebte. Trotz dieser Forschungsergebnisse hält sich auch im Internet-Zeitalter – etwa auf der offiziellen Web-Seite der Stadt Worms – hartnäckig die Mär von den Odenwälder Wurzeln des 34. Präsidenten. Knapps Fazit: „Es tut mir ja selbst leid, ich hätte ihn schon lieber im Odenwald gesehen, aber die Fakten sprechen für sich.“

Akribisch recherchiert hat auch Manfred Bräuer und seine Ergebnisse mit aussagekräftigen Fotos belegt. Das Haus, in dem 1955 Fürst Rainier von Monaco Grace Kelly seinen Heiratsantrag machte, steht noch in Philadelphia. Abgerissen ist dagegen das nur viereinhalb Meter breite Reihenhaus (das Grundstück steht zum Verkauf), in dem ihre Mutter aufwuchs und in dem die 1890 aus Heppenheim ausgewanderte Großmutter, Margaretha Berg, lebte. Schon mit den Daten dieser beiden haperte es. Ihre Todesdaten waren nicht bekannt, bevor Bräuer entdeckte, dass Magaretha Berg als Madjerie Major am 7. September 1952 beigesetzt wurde.

Korrekturen auch bei Gracia Patricia

Als Vater ist Philipp Berg angegeben, tatsächlich hieß er jedoch Georg Berg, wurde im Heppenheimer Stadtteil Erbach geboren und bezog später das Haus am Heppenheimer Marktplatz, wo Gracia Patricias Wurzeln gerne festgeklopft werden. Die väterliche Linie führt über Adam Berg (geboren 1692), der in Wald-Erlenbach eine Mühle erbaute, weiter zu Joachim Berg, Schmied in Fürth. Ungereimtheiten gibt es in der mütterlichen Linie. „Alle Nachfahren der Birkenauer Flori-Familie, die ihre Verwandtschaft zum monegassischen Fürstenhaus über Elisabeth Helfert herleiten, können das vergessen, die ist im Alter von zwei Jahren verstorben“, sagte Bräuer. Stattdessen stammte die richtige Elisabeth Helfert aus Unter-Mumbach, was Optionen auf ganz andere Linien eröffnet.

Auch ein weiteres Vorfahren-Paar erwies sich als wenig tragfähig: Konrad Schäfer heiratete 1768 nicht Eva Elisabeth Mick, sondern Eva Elisabeth Emich (geboren in Kocherbach, gestorben in Kirschhausen). Konrad ist nicht in Heppenheim geboren, sondern in Weiher. Weitere neue Linien eröffnen sich mit Anna Elisabetha Bauer (Kolmbach), Margaretha Berg (Brombach), Franz Helferich (Mumbach), Margaretha Eisenhauer und Katharina Schmitt. „Offenbar hat seit 48 Jahren keiner mehr bei diesem Stammbaum nachgeforscht, sondern jeder hat die einmal veröffentlichten Daten ohne Überprüfung übernommen“, erklärte Bräuer, dessen Arbeit an diesem speziellen Stammbaum längst nicht beendet ist – schade ist das keinesfalls, schließlich wollen auch künftige Familienforscher beim Ahnen-Puzzle ihre Freude haben.

Unter den Gästen beim Familienforscher-Stammtisch begrüßte Vorsitzender Heiner Wolf auch den Fürther Bürgermeister Volker Oehlenschläger, der aus Kröckelbach stammt, und Heidi Adam, die Vorsitzende der Bergsträßer Heimat- und Geschichtsvereine.

Beide Familiennamen verweisen übrigens auf „Odenwälder Uradel“: Diese Namen sind bereits belegt, bevor im 17. Jahrhundert Einwanderer aus der Schweiz – heute würde man sie als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnen – oder Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und Savoyen – Hugenotten und Waldenser –, den Odenwald neu besiedelten. Zudem kam ein steter Zustrom an begehrten Facharbeitern ins Land wie Steinhauer und Bergwerksarbeiter aus Tirol und Italien, Schiffsbauer aus Flandern, die Odenwälder Eichen vor Ort auf ihre Planken- oder Masttauglichkeit überprüften, Schulmeister und Pfarrer, die dorthin mussten, wo es eine freie Stelle gab, sowie die unzähligen Bauern und Handwerker, die infolge von Kriegsgräuel ihre Dörfer verlassen mussten und eine neue Heimat im Odenwald fanden.

Quelle: Echo-Online


30. Stammtisch in Amorbach am 21. Mai 2015

Odenwälder Echo vom 26. Mai 2015:

Odenwälder Regionalforscher nehmen sich bayerischer Nachbarschaft an

Dem bayerischen Dorf Weckbach, das an den Michelstädter Stadtteil Vielbrunn grenzt, kam in seiner Geschichte schon erhebliche Bedeutung zu. Dies offenbarte ein der Ortschaft gewidmeter Vortragsabend bei der hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung.

AMORBACH.

Wie aus einem Bericht der Bezirksgruppe Odenwald in der hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung hervorgeht, freute sich Mitorganisator Heiner Wolf beim jüngsten Treffen der Regionalforscher dieses Verbunds darüber, dass der Abstecher ins bayerische Amorbach mehr als 20 Interessenten mobilisierte. Der Referent des Abends, Theodor Stolzenberg (Weckbach), sprach über seine neusten Forschungen über die Herren seines an der hessischen Grenze gelegenen Heimatortes, ihre Herkunft und Burgen.

Erstmals 1266 urkundlich erwähnt, kann Weckbach nächstes Jahr auf eine über 750 Jahre schriftlich verbürgte wechselvolle Geschichte zurückblicken. Stets verbunden mit dem Kloster Amorbach und Kurmainz, sind als Ortsherren die Rüdt von Rüdenau, Collenberg, oder Amorbach sowie die Familie von Erlebach besonders zu erwähnen, so Stolzenberg.

Am Beispiel von Inschriften und Wappensteinen wie etwa den Relikten an der Weckbacher Pfarrkirche St. Wolfgang führte der Referent seine Zuhörer durch die Jahrhunderte und die damit verbundenen Persönlichkeiten. Er spannte den Bogen von der Familie der Rüdt, die in Odenwald und Spessart Besitzungen hatten, über die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Gans von Wörth hin zu denen von Erlebach, mit deren Schicksal Weckbach besonders verbunden ist.

Ursprünglich aus dem heutigen Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach stammend, konnte sich die Familie den Main aufwärts begütern. Die eheliche Verbindung zu den Gans von Wörth und den Gans von Otzberg belegte der Referent anhand verschiedener Wappen auf Epitaphien und Grabsteinen. Aus dieser Familie ist besonders Hans von Erlebach zu nennen, der 1433 Weckbach als Lehen von Kurmainz erhielt. Dieser war zum Beispiel auch Vizedom (Statthalter) zu Aschaffenburg und zu Steinheim bei Hanau. Weiterhin zeigte der Referent dem interessierten Zuhörerkreis auf, inwieweit Hans von Erlebach auch Stammvater eines weitverzweigten Stammbaums von kleinadligen Familien in Odenwald, Spessart und Bauland war und sogar zu einem Stammvater des Hochadels in den Niederlanden und Luxemburg wurde.

Dass er sich oft in seinem Wasserschloss in Weckbach aufhielt, stellte Stolzenberg in Frage. Auf jeden Fall aber hat er sich vorbildlich um seine dortigen Besitzungen und die Bevölkerung gekümmert, konnte anhand vieler Urkunden aus der Zeit erschlossen werden. Wie das Schloss des Geschlechts in Weckbach konkret aussah, entzieht sich der heutigen Kenntnis, da es nach dem Dreißigjährigen Krieg verfiel und komplett abgetragen wurde. Lediglich Teile des Wassergrabens sind heute im Dorfbild noch erkennbar. Dies machte es Theodor Stolzenberg und seinen Mitstreitern aus Weckbach möglich, in diesem Jahr durch moderne Messmethoden die Grundgestalt zu erforschen. All seine Erkenntnisse wird der Referent in einem Buch zum Thema veröffentlichen.

Im Anschluss stand der Kenner den Anwesenden mit seiner Erfahrung Rede und Antwort, und auch der Austausch zwischen den Familienforschern kam nicht zu kurz.

>>zum Echo-Online

29. Stammtisch in Wersau am 19. Februar 2015

Der Überlebenskoffer

von Dr. Erwin Kreim

Pressenotiz:

Im Landgasthof "Zum Gickelswirt" in Wersau trifft sich

*** am Donnerstag, den 19. Februar ab 19:30 Uhr, ***

die Bezirksgruppe Odenwald der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. (HfV). Diese Treffen haben sich als Forum für alle Hobby-Genealogen mit Schwerpunkt Odenwald etabliert und beziehen sich somit nicht nur auf den Hessischen-, sondern auch auf den Badischen- und Bayerischen Odenwald. Veranstaltet werden sie alle 3 Monate an wechselnden Orten, um Gleichgesinnten in lockerer Runde die Möglichkeit zu geben sich auszutauschen, gegenseitig Hilfestellung zu leisten oder einfach um Geselligkeit zu pflegen.

Anfänger, wie auch diejenigen, die sich für das wunderbare Hobby Familienforschung schon lange begeistern, sind herzlich willkommen.

An diesem Abend wird der Referent Dr. Erwin Kreim den "Überlebenskoffer" seines Vaters berichten. Es erwartet die Zuhörer eine Dokumentation über das Leben von Georg Kreim (1896-1947), mit vielen spannenden Details und interessanten Anekdoten.

Erwin und Theresa Kreim
Erwin und Theresa Kreim (Foto.A. Stephan)

28. Stammtisch auf der Veste Otzberg am 27. November 2014

Schäfer und Hirtenfamilien im Odenwald

Folgender Artikel erschien im Otzberg-Boten

Zeitungsartikel
Holger Weber

27. Stammtisch in Kirch-Brombach am 21. August 2014

Folgender Artikel erschien im Odenwälder Echo

Referenten waren Hans Trautmann, Langen-Brombach

>> Zum Artikel in Echo-Online

Als im Burghof der Cent-Schultheiß saß

Regionalgeschichte – Odenwälder Ahnenforscher widmen sich der ehemaligen Unterherrschaft Brombach

Auf die einstige Bedeutung Kirchbrombachs als Zentrum eines Einzugsgebiets von der Mümling bis zur Gersprenz haben bei ihrem jüngsten Treffen die Odenwälder Ahnenforscher das Augenmerk gerichtet. Hans Trautmann zeigte die Historie der entsprechenden Zent auf.
KIRCHBROMBACH.

Mehr als 32 regionalhistorisch interessierte Südhessen machten den 27. Vortrags- und Gesprächsabend der Regionalgruppe Odenwald in der hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung zu einem Erfolg. Dabei bot der zum Restaurant und Hotel ausgebaute historische Burghof der Familie Meisinger den passenden Platz für die vorgesehene Beschäftigung mit der früheren Cent Brombach. Heimatforschers Hans Trautmann (Langenbrombach) hatte dieses Thema aufbereitet.

Wie aus einem Bericht der Odenwälder Ahnenforscher hervorgeht, führte Trautmann mit seinem Vortrag „Die Entstehung der Cent Brombach“ die gespannten Zuhörer durch 700 Jahre Geschichte dieses Landstrichs als Teil der Herrschaft Breuberg. Anfangs dehnte sich das Brombacher Einzugsgebiet demnach von der Mümling bis an die Gersprenz aus, war dann aber über Jahrhunderte identisch mit dem damals immer noch weitläufigen Kirchspiel Kirch-Brombach. Einbezogen waren die historischen Orte Kirch-Brombach, Affhöllerbach, Birkert, Böllstein, Hembach, Unter-Gersprenz, Ober-Gersprenz, Ober-Kainsbach, Ober-Kinzig, Nieder-Kinzig, Mittel-Kinzig, Stierbach, Höllerbach, Wallbach, Kilsbach, Langenbrombach zur Hälfte, Balsbach, Gumpersberg und Burg Schnellerts.

Beherrscht durch den Cent-Schultheißen mit seinem Cent-Knechten als Stellvertreter der Breuberger Herren, hatte die Cent eine eigene Gerichtsbarkeit und auch einen eigenen Galgen, dessen Sockelsteine am Galgenberg im Dreieck zwischen Kirchbrombach, Hembach und Langenbrombach noch erhalten sind. Im Burghof residierte früher der Cent-Schulheiß, direkt neben der ehemaligen Burg Bransbach, von der heute nur noch Reste des Ringwalls erhalten sind. Trautmann vermutet, dass der Turm der jetzigen Kirche Mitte des 15. Jahrhunderts auf den Fundamenten des ehemaligen Bergfriedes der Burganlage Kirchbrombach erbaut wurde.

Fast alle geschichtlichen Unterlagen zur Cent Brombach sind 1944 mit verbrannt, als das Staatsarchiv der Bombennacht zum Opfer fiel. In Erbach erhaltene Aufzeichnungen der Forschungen Daniel Schneiders von 1736 und Gustav Simons von 1858 sind somit die wichtigsten Quellen für die heutige Centforschung.

Für die Familienforschung sind neben den Kirchenbüchern das „Saalbuch“ von 1557, das „Meß Buch Kirch-Brombacher Centh“ von 1703 sowie das „Gewannenbuch“ von 1757 von herausragender Bedeutung. So konnte aus diesen Büchern ermittelt werden, dass 60 Prozent aller nach dem Dreißigjährigen Krieg und den Pestjahren in Kirchbrombach festgestellten Namen dort zuvor nicht vorkamen. So hoch also muss der Anteil an Neusiedlern aus den benachbarten Centen und aus anderen Ländern wie der Schweiz gewesen sein.

Nach dem mit vielen Karten und Bildern unterlegten Vortrag stellte sich der Referent den Fragen des Publikums, welches sich mit viel Applaus für seine Ausführungen bedankte. Danach begann ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den Anwesenden über neueste Forschungsergebnisse der Anwesenden und der Suche danach.

Die Bezirksgruppe Odenwald der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung e.V. (HfV) veranstaltet ihren Vortrags- und Gesprächsabend alle drei Monate an wechselnden Orten. Die nächste Zusammenkunft findet am 27. November in der Burgschänke Otzberg mit dem Referenten Erwin Kreim (Mainz) statt. Er berichtet über die spannenden Entdeckungen, die sich aus dem „Überlebenskoffer“ seines Vaters ergaben.



26. Stammtisch in Wald-Michelbach am 22. Mai 2014

Kirchspiel Wald-Michelbach im Blick
Familienforschung – Informationen zu Wald-Michelbacher Kartierung

Das Suchen nach den Vorfahren ist für viele Menschen zu einer beliebten Beschäftigung geworden. Wie hießen die Urahnen, wo haben sie gelebt, wo sind sie geboren und gestorben. Mit den Gegebenheiten in Wald-Michelbach beschäftigte sich ein Vortrag am 22. Mai in Wald-Michelbach, welcher mit über 50 Besuchern sehr gut besucht war.

Referenten waren Manfred Bräuer, Heppenheim und Ludwig Knapp, Fürth

>> Zum Artikel imStarkenburer Echo

Stammtisch Wald-Michelbach

Bild: Holger Weber

25. Stammtisch in Michelstadt am 20. Februar 2014


Heidi Banse und Heiner Wolf

Pressenotiz:

"Die Odenwälder Büchner/ Bürger - Bader - Hofchirurgen" - Treffen der Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung e.V.

 (Michelstadt) Heiner Wolf, Mitorganisator der Bezirksgruppe Odenwald, der Hessischen familiengeschichtlichen Vereinigung, begrüßte mehr als 30 Zuhörer im Saal des Gasthauses „Zum Grünen Baum“ in der historischen Altstadt von Michelstadt.

Vier Monate nach dem 200. Geburtstag von Georg Büchner folgte anschließend Referentin Heidi Banse den Spuren dieser alten Odenwälder Familie.

Im ältesten Sandbacher Kirchenbuch ist am 20. Januar 1577 unter Neustadt (heute Breuberg-Neustadt), die Heirat von Hans Büchner, Bader, mit Elisabetha geborene Bromm aus Breitenbach (heute Breuberg-Rai-Breitenbach) verzeichnet. Sechs Kinder sind von diesem Ehepaar bekannt, vier Söhne setzten die Linie fort.

·         Der älteste Sohn Nikolaus, Bürger und Schuhmacher in Neustadt,  stirbt bereits 1605.

·         Vom 2. Sohn Georg berichtet die Reichenbacher Chronik: "Georg Büchner, der Bader zu Breuberg, Gilberts Vetter,  ist zu einem Dieb worden um die Beedenkircher Kirb anno 1612, nachmal zu Miltenberg erhenket" .

·         Der 3. Sohn Conrad, als Bürger und Bader genannt, zählt ebenfalls nicht zu den Überlebenden des schrecklichen Dreißigjährigen Krieges in der Herrschaft Breuberg.

·         Erst der 1587 geborene 4. Sohn Wilhelm, Bürger, Bader und Gräfl. Erb. Stadtschultheiß in Neustadt, überlebt diesen Krieg und wird somit zum Stammvater der Familie.

Die Tradition der Bader setzt Wilhelm Büchners um 1613 in erster Ehe geborene Sohn Wilhelm der Jüngere fort. Auch er ist Neustädter Bürger und Gerichtssschöffe. Vor dem noch heute erhaltenen Wohnhaus der Familie Büchner in Neustadt steht immer noch Kreuz und Richtschwert der alten Stadt unter dem Breuberg. Die Söhne aus der zweiten Ehe des Baders Büchner arbeiten in Neustadt als Wagner- und Schmiedemeister. Geschickte Schmiede fertigten die Werkzeuge des Baders wie Messer, Pinzetten und auch Sägen. Oft letztes Mittel um ein Leben zu retten waren Amputationen von Gliedmaßen. Die Familie hat sich in diesen drei Professionen (Bader, Wagner & Schmied) weit im Odenwald und seinen Randlandschaften verbreitet.

So geht zum Beispiel der 1705 geborene Johann Leonhard Büchner, als Schmiedemeister nach Michelstadt und heiratet hier 1732 Maria Catharina Graf. Im Jahr 1737 erbaut er das schöne Fachwerkhaus in der heutigen Bahnhofstraße 13, das „viele Jahrzehnte das erste Haus an der Michelstädter Stadtgrenze war“. Aus dem qualitätsvollen Fachwerk ist ein Balken mit der Inschrift I.L.B. (Iohann Leonhard Büchner) und der Jahreszahl 1737  erhalten, auch die Toreinfahrt der Schmiede ist noch sichtbar. Heute befindet sich in der ehemaligen Schmiede die Buchhandlung Schindelhauer.

Oder Johannes  Büchner (Bader, Ratsherr und Kirchenältester) heiratet 1684 in Neustadt Eva Schneider, Tochter des Kastenmeisters Hans Schneider aus Kirch-Brombach, und zieht mit dieser nach Reinheim. Vom zweiten Sohn dieser Familie mit Namen Johann Philipp, geb. 1687, Landgräflich Hessischer Amts- und Stadtchirurg zu Reinheim, berichtet das Kirchenbuch: „Er war ein äußerst rechtschaffener Mann und glücklicher Vatter von 5 Söhnen, welche alle fünf die Chirurgie erlernten und davon 2 als Regimentsfeldscher als Doctores der Medicin promoviert haben“. Der älteste und der jüngste Sohn bleiben in Reinheim, der zweite Sohn geht nach Michelstadt, die anderen begründen die Büchner-Linien in den Niederlanden. Ihnen folgten dorthin noch weitere Neffen. Der Urenkel dieses jüngsten in Reinheim tätigen Sohnes verlässt Reinheim und den Odenwald und wird Amtschirurg in Dornberg und Hospitalchirurg in Hofheim. Er verlässt den Odenwald und das Kerngebiet des Vortrages.

Es kann aber keinen Büchner-Vortrag geben, ohne den größten Sohn dieser Familie zu nennen. Am 17. Oktober 1813, früh um halb sechs Uhr wird Carl Georg Büchner in Goddelau (Großherzogtum Hessen-Darmstadt) geboren. Die Eltern sind Ernst Büchner, Amtschirurg von Dornberg und Hospitalchirurg in Hofheim und Caroline, geb. Reuß. 1816 wird der Vater nach Darmstadt versetzt. Dort besucht Georg ab 1825 das Großherzogliche Gymnasium. 1831 erhält er dort sein Abschlusszeugnis und bereitet sich dann auf das Studium an der Medizinischen Fakultät in Straßburg vor. Er erkrankt in Straßburg, wird von der Tochter seines Vermieters Louise Wilhelmine Jaeglé gepflegt und verlobt sich mit ihr heimlich. 1833 kehrt er nach Darmstadt zurück  und immatrikuliert sich im Oktober an der Medizinischen Fakultät der Großherzoglich-Hessischen Landes-Universität Gießen. Ein Jahr nach dem Frankfurter Wachensturm, am 5. Juli 1834 macht sich Georg Büchner auf den Weg nach Butzbach zu Rektor Weidig. Dieser sollte ein Manuskript durchsehen, das Büchner einige Monate zuvor verfasst hatte, „Der Hessische Landbote“. Inhalt ist die immense Besteuerung der Landbevölkerung „Dies Geld ist der Blutzehnte, der von dem Leib des Volkes genommen wird“. Das Flugblatt wird massenhaft gedruckt und verbreitet. 1835 schreibt Georg Büchner das Drama, „Dantons Tod“, wird dann steckbrieflich gesucht und flieht nach Straßburg. Seine Flucht geht 1836 weiter in die Schweiz, nach Zürich. Dort finden zu dieser Zeit viele in Deutschland Verfolgte Aufnahme. Aufgrund der eingereichten Arbeit „Über das Nervensystem der Flussbarbe“ verleiht ihm die philosophische Fakultät  der Universität Zürich die Doktorwürde. Er arbeitet an seinem Lustspiel „Leonce und Lena“ und an „Woyzeck“ und beginnt mit seinen Vorlesungen. Durch die Flucht und das enorme Arbeitspensum sind seine Kräfte aufgezehrt. In Hessen sitzen seine Kampfgefährten unter menschenunwürdigen Bedingungen im Gefängnis. Viele Überlebende können später im Hessischen nicht mehr Fuß fassen und emigrieren nach Nord-Amerika. Im Februar erkrankt Georg Büchner an Nervenfieber – Typhus - und stirbt unter ärmlichsten Verhältnissen am 19. Februar 1837, im Alter von 24 Jahren und 4 Monaten.

Noch viel Bemerkenswertes breitete die Referentin vor den Anwesenden aus. Die Mitglieder der Büchner-Sippe hinterlassen ihre Spuren in allen Teilen des Odenwaldes und darüber hinaus. Heiner Wolf dankte Heidi Banse herzlich für den umfangreichen Vortrag und leitete zur allgemeinen Diskussion und Austausch über.

Holger Weber
 

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Letztes Update: Nov 2015